«Tellenfeld soll Tellenburg werden»
Der NLA-Club Amriswil zieht im Spätsommer mit hohen Ambitionen in die neue Halle.
Interimspräsident Kurt Wick und Geschäftsführer Peter Bär haben die Lehren aus der vergangenen Saison gezogen.
Interview: Matthias Hafen
Kurt Wick, wie sehr ärgert Sie der verpasste Meistertitel noch?
Kurt Wick: Nachdem wir auch das dritte Finalspiel gegen Lausanne verloren hatten, war natürlich eine grosse Enttäuschung vorhanden. Dann aber trat etwas Aussergewöhnliches ein.
Was denn?
Kurt Wick: Am Tag nach dem verlorenen Playoff-Final luden wir unsere Sponsoren zu einem Saisonabschlussfest ein, das zehn Tage später stattfinden sollte. Und auf diese Einladung reagierten die Sponsoren mit einem sehr positiven Feedback, das uns den Mut und die Zuversicht gab, um uns wieder nach vorne zu orientieren. Wir spürten viel Goodwill und Support für die Zukunft.
Was liess die Enttäuschung besonders schnell verpuffen?
Peter Bär: Es war auch uns klar, dass unser NLA-Team eine gute Saison gespielt hat. Klar, das Sahnehäubchen, der Meistertitel, hat gefehlt. Aber wir wurden Cupsieger, stiessen bis in den Playoff-Final vor und kamen im Europacup dank starker Auftritte bis in die Viertelfinals des CEV-Cup – also so weit wie noch kein Schweizer Männer-Team.
Kurt Wick: Dazu kam für Volley Amriswil der Aufstieg der zweiten Mannschaft in die NLB sowie der Schweizer Meistertitel bei den U19, wo wir wirklich hervorragend gespielt haben. Das ist für uns von grosser Bedeutung, weil wir bewusst auf die Nachwuchsförderung setzen.
Da könnte man den Eindruck bekommen, dass sich Volley Amriswil in der NLA auch mit Platz zwei zufrieden gibt.
Peter Bär: Das sicher nicht. Wir wollen nächste Saison ganz bestimmt den NLA-Meistertitel zurückgewinnen.
Was hat Schweizer Meister Lausanne in der abgelaufenen Saison besser gemacht?
Peter Bär: Die Mannschaft hat im entscheidenden Moment das Optimum abgerufen. Wir haben die Qualifikation dominiert und es bis in den Playoff-Final relativ einfach gehabt. Im Final war Lausanne dann ein My besser als wir und ist ein verdienter Meister.
Scheiterte Amriswil mental?
Peter Bär: Der Titelkampf war sicher zum grossen Teil Kopfsache. Das Scheitern im Playoff-Final hat mehrere Gründe, einer davon war die Teamzusammensetzung.
Wie ist das zu verstehen?
Peter Bär: Wir hatten viele Denker in der Mannschaft, also Spieler, die alles reflektieren. Dagegen hat uns der Kämpfertyp gefehlt – jener Spieler, der ohne gross zu überlegen Vollgas gibt und so das Team mitreissen kann. Unsere Stärke war bewusst das Kollektiv, doch wir hatten keinen überragenden Führungsspieler in unseren Reihen. Ein solcher hätte uns im Final wohl gut getan.
Wie gedenken Sie das auf die neue Saison hin zu ändern?
Kurt Wick: Wir haben bei der Zusammenstellung des Kaders für 2019/20 noch mehr auf den Charakter der Spieler geachtet. Ich denke, mit dem 28-jährigen Rückkehrer Bogdan Olefir haben wir einen Kämpfertypen. Der Russe gewann mit uns schon vor vier Jahren den Titel.
Peter Bär: Das Ziel war, Komponenten ins Team zu holen, die uns zuletzt gefehlt haben. Mit dem 22-jährigen Amerikaner Matt Yoshimoto setzen wir bewusst auf einen jungen, hungrigen Passeur, der viel erreichen will. Auch suchten wir Spieler mit einem starken Sprungaufschlag, um den Gegner von Anfang an unter Druck setzen zu können.
Welche Mannschaft kostet mehr? Die aus der Saison 2018/19 oder die neue?
Kurt Wick: Wir können sicher sagen, dass wir für die neue Saison nicht weniger Geld investieren als für die vergangene Saison.
Mit dem eindeutigen Ziel, den Meistertitel zu gewinnen?
Kurt Wick: So, wie wir das Team zusammenstellen, wären wir enttäuscht, wenn nicht der Gewinn der Meisterschaft resultieren würde. Aber wir haben jetzt auch nicht x-tausend Franken mehr ausgegeben als im Jahr zuvor.
Wie schwierig ist es für Volley Amriswil, die gesuchten Spielertypen zu finden?
Kurt Wick: Das Renommee unseres Clubs hat zugenommen. Das spüren wir. Die grosse Herausforderung ist die Liga, in der wir spielen. Die Besten wollen in Italien, Polen, Frankreich und Deutschland spielen. Im Gegensatz dazu ist die NLA sportlich und finanziell nicht attraktiv. Hingegen haben wir uns einen Namen gemacht, indem sich die Spieler bei uns zeigen und auch im Europacup spielen können. Zudem schätzen sie es, wenn der Lohn pünktlich überwiesen ist.
Die Saison 2019/20 wird für Volley Amriswil eine besondere. Ende August soll die neue Tellenfeldhalle bezugsbereit sein. Worauf können sich die Zuschauer freuen?
Peter Bär: Auf ein völlig neues Raumgefühl. Die Halle ist mit neun Metern Höhe bis zu den Trägerbalken ein deutliches Stück höher als die alte und gleicht jetzt auch einer Volleyball-Halle. Wir werden dank ausfahrbarer Tribünen auch Sitzplätze zur Verfügung haben.
Kurt Wick: Auch bessere Verpflegungsmöglichkeiten können wir den Matchbesuchern anbieten – nebst dem Fonduestübli, das wir weiterhin betreiben werden. Für die Sponsoren gibt es an bester Lage ein Séparée hinter einer Glasfront, damit die Spiele in Ruhe angeschaut werden können. Die verbesserte Akustik in der Halle sollte immer noch eine grossartige Stimmung ermöglichen, jedoch das Lärmgefühl verringern. Unser Ziel ist es, aus dem Tellenfeld eine uneinnehmbare «Tellenburg» zu machen.
Was ändert sich für die Spieler nebst der Höhe der Decke?
Peter Bär: Der Boden. Er war in der alten Halle schwierig für alle, die täglich und unter Wettkampfbedingungen darauf spielten. Der Boden in der neuen Halle wird viel gelenkschonender sein.
Hinweis
Volley Amriswil nimmt die neue Tellenfeldhalle offiziell am Samstag, 21. September, um 14 Uhr mit einem Freundschaftsspiel gegen einen attraktiven Gegner in Betrieb. Gleichentags ab 18 Uhr findet im Pentorama die 50-Jahr-Jubiläumsfeier des Vereins statt.
 
											
				 
			
											
				