Pre-Playoffs, Playoffs und die Geschichte dahinter

Von: Bernhard Windler

Mit der Nationalliga A im Herrenvolleyball liegt einiges im Argen. Der Sollbestand an Teams in der NLA läge bei 10. Letztmals spielten in der Saison 14/15 so viele Mannschaften. Neben den Langzeit-Mitgliedern Chênois, Lausanne, Schönenwerd, Näfels und Amriswil waren es damals noch Lugano, Jona, Einsiedeln, Lutry und Züri Unterland. Lugano, Einsiedeln, Lutry und ZuZu spielen längst in tieferen Ligen, genau wie Oberdiessbach, Uni Bern oder Traktor Basel als spätere NLA-Mitglieder. Zu den Ur-5 sind nur Jona (2014) und Luzern (2016) neu dazugestossen. Seit 2021 gehören noch 7 Teams zur obersten Liga.

Während zweier Spielzeiten hat man notgedrungen einen «hinkenden» Modus angewendet. Anderthalb Doppelrunden brachten jedem Team 18 Spiele in der Qualifikation, wofür man 21 Runden benötigte. Hinkend war der Modus deshalb, weil nicht gegen jedes Team gleich viele Heim- und Auswärtspartien gespielt wurden und immer ein Team pro Runde spielfrei war.

Für die Spielzeit 23/24 wollten einige Spielmodus-Strategen den genialen Modus erfinden. Wegen der EM im Spätsommer 2023 konnte man mit der Meisterschaft erst drei Wochen später als normal, d.h. Ende Oktober beginnen. Um gleichwohl anfangs März mit den Playoffs beginnen zu können, mussten Spielrunden eingespart werden. Man entschied, zuerst eine Doppelrunde zu spielen und anschliessend die sogenannten Pre-Playoffs. Die besten vier Teams der Qualifikation hatten unter sich eine einfache Runde zu spielen, für jede Mannschaft also drei Spiele. Die Klubs auf den Plätzen 5 bis 7 sollten unter sich eine Doppelrunde spielen, also vier Spiele. Um die Spannung zu erhöhen, wurde entschieden, dass nicht die Punkte aus der Qualifikation übernommen wurden, sondern eine neue Punkteverteilung gemacht werden sollte. Zwischen LUC, dem Vierten nach der Quali, und dem Fünften Näfels, lagen plötzlich statt 8 Punkten nur noch deren 3. Um Näfels, Luzern und Jona nicht zu stark zu bevorteilen, sollte in jeder der sechs Partien zwischen diesen Teams nur zwei Punkte gewonnen werden können. In den drei Spielen für jedes Team der oberen Poule waren die normalen drei Punkte vorgesehen.

Und es kam, wie es kommen musste, aber nicht wirklich kommen sollte: Näfels hatte gegen Luzern und Jona einen leichten Lauf und holte sich in den vier Begegnungen 8 Punkte. Auf der anderen Seite gewannen LUC und Chênois aus je drei Partien nur 3 bzw. 2 Punkte. Näfels gelang es somit, die beiden welschen Mannschaften zu überholen, obwohl die Glarner in der ganzen Saison alle vier Begegnungen gegen die Romands verloren hatten. Das führte zu den völlig unerwarteten Playoff-Viertelfinalpaarungen Näfels gegen Luzern und Chênois gegen Lausanne.

Noch vor Wochenfrist glaubten die meisten Involvierten, dass der Tabellenerste nach den Pre-Playoffs, also Amriswil, gegen den Sieger der Pre-Playoff-Plätze 4/5 spielen würde, und Schönenwerd gegen den Sieger von 3/6, also mit einiger Wahrscheinlichkeit Näfels.

Dann veröffentlichte Swiss Volley am Montag eine wichtige Information, in welcher u.a. zu lesen war: «Das Team auf Rang 1 spielt gegen das am schlechtesten platzierte Team der Qualifikationsrunde, welches die 1/4 Finals gewonnen hat.» Würde das heissen, dass Amriswil gegen Näfels oder Luzern den Halbfinal bestreiten würde? Diese Lesart stiess dann Schönenwerd auf. Ihrer Meinung nach musste es heissen: «Rang 1 nach der Qualifikation spielt gegen das am schlechtesten platzierte Team der Qualifikationsrunde, welches die 1/4 Finals gewonnen hat.»

Und so kam es dann am Mittwoch zu einer Telefonkonferenz zwischen Swiss Volley und den Vertretern aller sieben NLA-Klubs. Fazit: Amriswil spielt gegen den Sieger aus den Begegnungen zwischen Chênois und LUC, Schönenwerd gegen den Sieger von Näfels/Luzern. Sollten mit Schönenwerd und Amriswil die beiden Besten nach Qualifikation und Pre-Playoffs den Playoff-Final erreichen, würde Schönenwerd aus der komfortablen Position als Qualisieger starten und somit im Extremfall (wie im letzten Jahr) drei Playoff-Heimspiele (immer am Samstag) haben, während Amriswil maximal zwei Heimspiele (immer am Donnerstag) hätte. Höchstens mittelrosige Aussichten!

Wie sieht Volley Amriswil die Situation? «Wir schicken uns drein; wer Meister werden will, muss besser sein als alle anderen Teams. Der Spielmodus grundsätzlich muss in Frage gestellt werden. Dies wird nach der Saison passieren.»