Playoff Halbfinal, Spiel 4

27.03.2024: Lausanne Universités Club – Volley Amriswil 1:3 (25:16, 23:25, 19:25, 15:25

Text: Bernhard Windler

 Etienne Schalch verblüfft alle – Amriswil im Playoff-Final

Im Vorfeld von Spiel vier in dieser Playoff-Halbfinalserie geschah scheinbar Entscheidendes: Diagonalangreifer Julian Weisigk, Topskorer seines Teams und noch am Samstag sicherster Punktelieferant, verletzte sich im Training am Fuss. Für ihn musste Etienne Schalch, ein 21-jähriger Nachwuchsspieler aus dem eigenen Reservoir und seit dieser Saison zum Kader gehörend, einspringen. Bei der Ausgeglichenheit der beiden Teams schien das ein sehr grosses Handicap für die Amriswiler zu sein.

Und das Spiel begann denn auch gar nicht gut für die Ostschweizer. Mit zwei Aufschlagsassen durch Manuel Balagué verschafften sich die Lausanner von Beginn weg Respekt und einen Flow ins eigene Spiel. Schnell einmal stand es 7:4 und 11:6. Die Annahme um Libero Ramon Diem vermochte die harten Aufschläge von Balagué, Felipi Rammé und Mathias Montavon nur selten optimal anzunehmen, und so kletterte das Resultat via 18:11 auf 22:12. Zu diesem Zeitpunkt musste sich Lars Migge auswechseln lassen; für ihn kam Björn Höhne. Der Satz endete mit einem desaströsen 25:16.

Im zweiten Satz vermochten die Leute um Passeur Filippov plötzlich viel besser mitzuhalten. Dank verbesserter Annahme gelangen den Lausannern die Punkte nicht mehr so einfach wie in Satz 1. Ein erstes Zeichen setzten die Amriswiler, als sie einen 6:7-Rückstand in ein 10:7 drehten. Niemand hätte gedacht, dass die Amriswiler diesen Vorsprung nicht mehr preisgeben würden. Es brauchte viel Nervenstärke und Können, dass der Amriswiler Vorsprung immer zwei oder drei Punkte betrug. Beim Stande von 24:21 stand die Serramalera-Truppe vor drei Satzbällen. Nachdem Balagué den ersten Ball abgewehrt hatte, griff der gegnerische Coach Marco Fölmli in die Trickkiste: Er brachte seinen Oldie Adrien Prével für den Aufschlag, und der Franzose erzielte denn auch mit der ersten Ballberührung ein Ass. Nach dem darauffolgenden Amriswiler Timeout war erneut Prével am Aufschlag, doch diesmal resultierte ein Aufschlagfehler und damit der Amriswiler Satzgewinn.

Jetzt glaubten die Amriswiler plötzlich daran, dass ein Sieg auch ohne Weisigk möglich sein könnte. Bis zur Satzmitte blieb das Spiel extrem ausgeglichen, ehe die Amriswiler mit 15:12 in Führung gehen konnten. Als nach dem 17:15 Holdaway zum Aufschlag kam und mit seinen Aufschlägen Libero Hugo Lecat völlig überforderte, fiel das Lausanner Angriffsspiel komplett auseinander. Drei verschiedene Angreifer wurden geblockt, und bei 22:16 war der Satz gelaufen.

Wer eine machtvolle Reaktion der Romands erwartet hatte, sah sich in der Folge getäuscht. Nach der Amriswiler 4:1-Führung suchte Fölmli schon Zuflucht in einem Timeout, doch Amriswil vermochte den Gegner immer mit zwei oder drei Punkten auf Distanz zu halten. Beim Stande von 10:8 schlug die Stunde des Björn Höhne. Mit äusserst perfiden Aufschlägen zermürbte er die Vaudois, welche nach der Amriswiler 15:8-Führung die Flinte ins Korn warfen. Es war der Körperhaltung eines Balagué und auch eines Rammé anzusehen, dass sie nicht mehr an eine Wende glaubten. Und so holte sich Amriswil Satz und Match mit 25:15.

Eigentlich müsste jeder Amriswiler Spieler lobend erwähnt werden, aber was Neuling Schalch in der Höhle des Löwen ablieferte, war beeindruckend: Topskorer in dieser Partie und 64 % der Angriffsversuche zum Punkt gebracht. Sein Gegenüber, der hochgelobte Argentinier Balagué, landete auf bescheidenen 46 %. Zweiter absoluter Pluspunkt war Björn Höhne, der mit einer makellosen Aufschlagbilanz aufwartete und mit 58 % eine für einen Aussenangreifer exzellente Quote erreichte. Und dann war da noch Passeur Dima Filippov. Der Grieche war nicht eine, sondern zwei Klassen besser als seine Antipoden auf der anderen Netzseite.

Die Playoff-Finalserie beginnt nach dem Cupfinal am 13. April. In Cup und Playoff wartet der letztjährige Meister Schönenwerd.

Lausanne Universités Club – Volley Amriswil 1:3 (25:16, 23:25, 19:25, 15:25); Dorigny, SOS II; 500 Zuschauer; 1. Schiedsrichter: Philippe Enkerli; 2. Schiedsrichter: Vladimir Simonovic. Mannschaftsaufstellung  Lausanne Universités Club: Manuel Balagué, Mathias Montavon, Raphaël Pascal, Lucas Ineichen, Felipi Rammé, Sergio Soria, Hugo Lecat (Libero); Mannschaftsaufstellung Volley Amriswil: Lars Migge, Shane Holdaway, Etienne Schalch, Renan Purificaçao, Facundo Imhoff, Dima Filippov, Ramon Diem (Libero)